ARC 101|04 Best Practice – Zeit für Helden

ARC 101 – VL 04

Best Practice – Zeit für Helden

Prinzipiell ist es gut, sich Vorbilder zu suchen und von ihnen zu lernen, denn anhand von guten Projekten kann man viel über gute Architektur lernen. Wichtig ist allerdings, dass man sich tiefergehend mit der Architektur und der spezifischen Gestaltung der Gebäude oder Räume beschäftigt und versucht diese auch konzeptionell zu verstehen und nicht nur oberflächlich. Gute Architektur sieht am Ende zwar immer wie selbstverständlich aus, hat in der Regel aber zuvor einen umfangreichen Entwicklungsprozess hinter sich, in der sich die Architektin oder der Architekt ausgiebig mit der eigentlichen Planungsaufgabe aber auch mit dem speziellen Ort beschäftigt hat. Einige der bekannten und berühmten Architektinnen und Architekten zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Gebäude immer sofort als ihre Gebäude erkannt werden, da sie sich sehr ähneln, aus der Architektur also schon eine Art Marke geworden ist. Dies kann man durchaus positiv bewerten, da dies dazu führt, dass sie in der Regel sogar genau deswegen beauftragt werden, da die Auftraggeber genau von dieser Person bzw. diesem Büro ein Gebäude haben möchte. Geschickt eingesetzt, kann dieses sogar dazu führen, dass ein ganzer Ort davon positiv beeinflusst wird. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist der sogenannte ‚Bilbao-Effekt‘, der durch den Bau des Guggenheim Museums in dieser spanischen Stadt entstanden ist. Durch die bewusste Beauftragung des bekannten US-amerikanischen Architekten Frank O. Gehry, der insbesondere in den 80er und 90er Jahren durch seine dekonstruktivistischen Gebäudeplanungen berühmt geworden war, schaffte die Stadt Bilbao es, dass der Museumsneubau zu einer Ikone der Architektur wurde und viele Menschen genau wegen dieses Gebäudes in die Stad reisten und somit den allgemeinen Tourismus aber auch das übrige Geschäftsleben deutlich ankurbelte. Auf einmal war Bilbao eine der „Top-Adressen“ für moderne Architektur, für ein Gebäude von Frank O. Gehry.

Wichtig ist allerdings auch dabei zu verstehen, dass dieser Effekt bzw. diese Herangehensweise auch gewisse Risiken birgt. Wenn man zum Beispiel die Bauaufgabe nicht direkt vergeben kann, sondern dies über einen anonymen Architekturwettbewerb organisieren muss, besteht die Gefahr, dass man zwar meint, den einen Architekten oder die eine Architektin erkannt zu haben – und daher den Wettbewerb zugunsten dieses Entwurfes entscheidet, dann aber herausfindet, dass dem so nicht ist. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist das Neubau des Lusitania Museums bei Kopenhagen, hier war die Jury davon ausgegangen, dass der eine Entwurf wohl von der bekannten Architektin Zaha Hadid sein würde – und somit entschied man sich für diesen. Es stellt sich dann aber heraus, dass dem nicht so war, sondern es sich um einen Entwurf eines jungen Architekturbüros handelte, die vielleicht sich an die Architektursprache von Frau Hadid angelehnt hatten aber dann doch eine ganz eigene Ausdrucksform gefunden hatten. So kamen sie dazu, das Museum – erfolgreich – bauen zu dürfen.

Auch heute besteht die Möglichkeit, vorschnell durch die Bilder und Projektinfos, die man schnell aus Büchern insbesondere aber aus dem Internet über Gebäude bekommen kann, die äußere Form des Gebäudes sehen und somit auch kopieren zu können, ohne aber sich näher mit dem eigentlichen Entwurf und dem dahinterliegenden Konzept zu beschäftigen. Dies führt dazu, dass die originale Idee und ihre Qualität auf dem Weg in den interpretierten Entwurf leider sehr viel verlieren, die Gebäude nur auf den ersten Blick vielleicht diese Qualität adaptieren. Nachdem Le Corbusier mit seinem damals bahnbrechenden Unité Entwurf in Marseille die Form den verdichteten Wohnungsbau neu erfunden hatte, pilgerten nicht nur viele Kolleginnen und Kollegen dorthin, um dieses Gebäude zu betrachten, viele versuchten auch ähnliche Konzepte selber umzusetzen. Überall entstanden Wohnmaschinen, doch dadurch, dass viele sich nur oberflächlich mit dem Gebäude, der Struktur und seinen (gedachten) Qualitäten beschäftigt hatten, verloren diese Interpretationen oftmals deutlich an der Qualität. Daher ist es wichtig, gute Architektur nicht nur oberflächlich anzusehen, sondern gerade bei diesen Beispielen sich eingehend mit dem eigentlichen Konzept, der Entwicklung so weiter zu beschäftigen, um möglichst umfassend das Gebäude verstehen zu können und zu sehen, was man davon lernen und bei einem eigenen Projekt übernehmen kann.

  • Arne Jacobsen

Skandinavisch – reduziert und zeitlos. Bis hin zum Möbel

  • Alva Aalto

Skandinavisch, naturverbunden und skulptural.

  • Mies van der Rohe

Bauhausmoderne weitergelebt, ‚Less is more‘

  • Rem Koolhaas

Theorie und Praxis

  • Zaha Hadid

Von der Feuerwache bis zu Skisprungrampe – skulpturale Solitäre

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